Giorgio Agamben zur Coronakrise in der NZZ vom 7. April, 2020
Wir sollten uns weniger sorgen und mehr denken
Die Bürger liberaler Demokratien haben es geschehen lassen, dass sie über Nacht ihrer Freiheitsrechte beraubt wurden. So paradox es klingt: Das neue Credo der sozialen Distanzierung führt zu einer neuen Massengesellschaft passiver Menschen. Ein paar Gegengedanken. Wie konnte es so weit kommen, dass angesichts einer Krankheit, deren Schwere ich nicht beurteilen kann, die aber bestimmt keine Pest ist, eine ganze Gesellschaft das Bedürfnis verspürte, sich verpestet oder verseucht zu fühlen, sich in den Häusern zu isolieren und die normalen Lebensbedingungen zu suspendieren, also ihre Arbeitsverhältnisse, ihre Freundschafts- und Liebesbeziehungen und sogar ihre religiösen und politischen Überzeugungen? Wie konnte es geschehen, dass von einem Tag auf den anderen jeder auf sich selbst und auf die anderen blickte, als wäre er, als wären sie blosse Agenten der Ansteckung, die ihr Gesicht mit einer Maske zu bedecken und einen Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten hätten? Es scheint mir notwendig, darüber nachzudenken. Offensichtlich ist es so, dass es die Seuche irgendwie, wenn auch nur unbewusst, bereits gab. Die Lebensbedingungen müssen zu solchen geworden sein, dass ein plötzliches Zeichen genügte, um sie als das zu erweisen, was sie waren – sprich: unerträglich, eben als eine Seuche. Und dies ist in gewisser Weise das einzig Positive, das sich aus der gegenwärtigen Situation ziehen lässt: Es ist möglich, dass die Menschen sich später zu fragen beginnen, ob ihre Lebensweise die richtige war. Die neue Orthodoxie Aber auch über das Bedürfnis nach Religion, das die Situation zum Vorschein bringt, sollte man nicht weniger nachdenken. Ein Hinweis darauf ist eine dem eschatologischen Vokabular entlehnte Sprache, die im hämmernden Diskurs der Medien in geradezu obsessiver Art und Weise wiederkehrt und das Ende der Welt heraufbeschwört. Es ist, als hielte das religiöse Bedürfnis, das die Kirche nicht mehr zu befriedigen vermag, tastend nach einem anderen Aufenthaltsort Ausschau und fände denselben in derjenigen Religion, die längst zur wahren Religion unserer Zeit geworden ist: der Wissenschaft. Diese kann, wie jede Religion, Aberglauben und Angst hervorbringen, wie dies typisch ist für Religionen in Zeiten der Krise, der verschiedenen und widersprüchlichen Meinungen und Vorschriften. Sie reichen von der Position der häretischen Minderheit (die ebenfalls namhafte Wissenschafter einnehmen), die die Schwere des Phänomens bestreitet, bis zum vorherrschenden orthodoxen Diskurs, der das Gegenteil behauptet, dessen Vertreter aber in ihren Ansichten, wie die Krankheit zu bekämpfen sei, radikal divergieren. Und wie immer in solchen Fällen treten einige Kenner oder Möchtegernkenner auf den Plan, die sich der Gunst des Monarchen versichern, der wie in den Zeiten der religiösen Streitigkeiten, die damals die Christenheit trennten, nach den eigenen Interessen für die eine oder die andere Strömung Partei ergreift und seine Massnahmen durchsetzt. Und eine dritte Sache, die zu bedenken bleibt, ist der offensichtliche Zerfall jeder Überzeugung, jedes gemeinen Glaubens. Man muss wohl sagen, dass die Menschen an nichts mehr glauben – ausser an das nackte biologische Leben, das es um jeden Preis zu retten gilt. Aber auf der Angst, das Leben zu verlieren, lässt sich allein eine Tyrannei errichten, nur der monströse Leviathan mit seinem gezückten Schwert. Deshalb wird es für all diejenigen, die sich ein Minimum an Klarheit bewahrt haben, nicht möglich sein, nach der Verkündung des Endes der Seuche, wenn es denn so weit ist, zum Leben vor der Krise zurückzukehren. Und das ist heute womöglich die Sache, die uns am meisten zur Verzweiflung treibt – auch wenn, wie einmal jemand gesagt hat, uns Hoffnung nur um der Hoffnungslosen gegeben ist. Der neue Euphemismus Die Geschichte lehrt uns, dass jedes soziale Phänomen politische Implikationen hat oder jedenfalls haben kann. Deshalb ist es angezeigt, den neuen Begriff aufmerksam zu beobachten, der eben ins politische Lexikon des Westens Einzug fand: Social Distancing, soziale Distanzierung |
Obwohl der Begriff wohl als Euphemismus geprägt wurde, um das grausame Wort «Abgrenzung» zu vermeiden, muss man sich fragen, worin eine politische Ordnung bestehen könnte, die sich darauf gründet. Dies ist umso dringlicher, als es sich nicht nur um eine rein theoretische Hypothese handelt. Jeder Notstand – diesmal ist es der gesundheitliche – ist immer auch ein Labor, in dem neue politische und soziale Lagen ausprobiert werden, die auf die Menschheit erst noch warten. Natürlich gibt es wie immer die törichten Menschen, die dazu aufrufen, einer solchen Situation rundweg Positives abzugewinnen. Es darf dann kein Hinweis fehlen, dass die neuen digitalen Technologien seit geraumer Zeit glücklicherweise eine Fernkommunikation erlauben. Ich glaube indes nicht, dass eine Gemeinschaft, die sich auf das Social Distancing gründet, menschlich und politisch überlebensfähig wäre. Doch welche Perspektive man auch einnehmen mag, es scheint mir wichtig, dass wir über dieses Thema nachdenken. Eine erste Überlegung betrifft das wirklich einzigartige Wesen des Phänomens, das die Massnahmen des Social Distancing hervorgebracht haben. Elias Canetti definiert in seinem Meisterwerk «Masse und Macht» die Masse, auf der sich die Macht gründet, durch die Ausserkraftsetzung der Furcht davor, berührt zu werden. Während sich Menschen für gewöhnlich davor fürchten, vom Fremden berührt zu werden, und alle Distanzen, die die Menschen um sich herum errichten, letztlich aus dieser Furcht hervorgehen, so ist die Masse die einzige Situation, in der sich diese Angst in ihr Gegenteil verkehrt. «Es ist die Masse allein, in der der Mensch von dieser Berührungsfurcht erlöst werden kann. (. . .) Sobald man sich der Masse einmal überlassen hat, fürchtet man ihre Berührung nicht. (. . .) Wer immer einen bedrängt, ist das Gleiche wie man selbst. Es geht dann alles plötzlich wie innerhalb eines Körpers vor sich. (. . .) Dieses Umschlagen der Berührungsfurcht gehört zur Masse. Die Erleichterung, die sich in ihr verbreitet, erreicht ein auffallend hohes Mass in ihrer grössten Dichte.» Der neue Kollektivismus Ich weiss nicht, was Canetti über die neue Phänomenologie der Masse gedacht hätte, mit der wir uns nun konfrontiert sehen. Was die Massnahmen der sozialen Distanzierung und der Panik geschaffen haben, ist gewiss eine Masse – aber eine sozusagen verkehrte Masse, die aus Individuen gebildet wird, die sich um jeden Preis wechselseitig auf Distanz halten. Eine nicht dichte, sondern verdünnte Masse, die aber dennoch eine Masse bleibt, wenn diese, wie Canetti kurz darauf präzisiert, durch ihre Kompaktheit und ihre Passivität definiert wird, in dem Sinne, dass «ihr eine wirklich freie Bewegung gar nicht möglich wäre. (. . .) Die stockende Masse wartet. Sie wartet auf einen Kopf, der ihr gezeigt werden soll.» Einige Kapitel weiter beschreibt Canetti die Masse, die sich vermittels eines Verbots bildet: «Viel zusammen wollen nicht mehr tun, was sie bis dahin als Einzelne getan haben. Das Verbot ist plötzlich; sie erlegen es sich selber auf. (. . .) Auf jeden Fall schlägt es mit der grössten Kraft ein. Es hat die Unbedingtheit eines Befehls, doch entscheidend an ihm ist sein negativer Charakter.» Es ist wichtig, sich die Pointe nicht entgehen zu lassen: Eine Gemeinschaft, die sich auf Social Distancing gründet, kann niemals – wie man naiv zunächst glauben könnte – mit einem auf die Spitze getriebenen Individualismus zu tun haben. Im Gegenteil wäre sie – oder ist sie tatsächlich, wie wir gerade beobachten – eine verdünnte, auf einem Verbot gegründete Masse, die gerade deswegen besonders kompakt und passiv ist. Giorgio Agamben ist ein italienischer Philosoph und Autor. Er hat viel zum Thema des Ausnahmezustandes publiziert, darunter das gleichnamige Buch «Ausnahmezustand» (Suhrkamp-Verlag, 2004). Zuletzt sind von ihm die Werke «Was ist Philosophie?» (Fischer-Verlag, 2018) und «Die Macht des Denkens: Gesammelte Essays» (Fischer-Verlag, 2013) erschienen. – Aus dem Italienischen übersetzt von René Scheu.
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Ernst Ammann – Replik zu Giorgio Agamben
Wir sollten uns sorgen und mehr denken
Schliesst sorgen denken aus? Vielleicht in dem Sinn, dass ein sich zurückziehen ins Denken die Sorgen draussen lässt, wenngleich nur zeitlich begrenzt. Aber dass mehr gedacht werden sollte, dem ist wahrlich zuzustimmen, auch dass in der Zeit der sogenannten Corona-Krise mehr denken not täte. Und natürlich, wie Agamben schreibt, der Menschheit ist der Umgang mit sich ausbreitenden Krankheiten, wie zum Beispiel mit der Pest, verloren gegangen, aber auch ebenso später mit Kinderlähmung und Schwindsucht. Weil der Umgang mit Seuchen abhandengekommen ist, trotzdem aber alle Welt versucht, den zu erringen, ist gerade daran ablesbar, dass jedoch diese Seuche in Wirklichkeit mit uns umgeht.
Dass uns Schweizer Bürgern jedoch die Sorge um den Weiterbestand unserer Demokratie weniger Angst bereitet, liegt vielleicht an der hiesigen Beschaulichkeit, sicher auch daran, dass unsere Obrigkeiten sich wenig persönlicher Profilierungssucht hingeben.
Sorge um die Zukunft ist wirklich drängend. Nur – dabei geht leicht vergessen, dass schon lange vor dem Ausbruch dieser Corona-Krise die Menschen sich verändert haben, sich in einem Masse angepasst, dass höchst geboten wäre, sich um die Gegenwart Sorge zu machen, um eine Gegenwart, die dem, was Agamben für die Zukunft befürchtet, den nährenden Boden bereitet.
In seinem Buch 'Nacktheiten' zitieret er Epiktet (50 bis 135 n.u.Z): Bald kommt der Tag, an dem die Schauspieler glauben, dass ihre Maske und ihr Kostüm sie selbst wären. Dieser Tag ist längst gekommen!
Die Menschen haben die Sprache verloren
Die Digitalisierung hat Vermeintlichkeiten geschaffen, zum Beispiel wird das Sprechen rudimentärsprachlich durch Wortfetzchen ersetzt, mit Bildchen garniert, und die Teilnehmenden geben sich nicht selten der Illusion hin, miteinander gesprochen zu haben. Diese Kleinstbotschaften haben sich längst zu einer Sucht entwickelt, die elektronischen Gerätchen liegen nicht nur jederzeit bereit, sie verlassen die Hände kaum mehr. Der stetig illusorische Kontakt mit einzelnen 'Wörtern' ist sprachlos. Und weil das sich unbemerkt in den Teilnehmenden niederschlägt, wird der so geschaffene Mangel vermutlich nicht einmal wahrgenommen, jedoch zeigt er seine Wirkung darin, dass die Steigerung der Datenmenge unausweichlich geworden ist. Gleicherart täuschen die Bilderfluten: das Selfie als Beispiel, ist nicht ein Bild von mir, es ist das bin ich! Als ob Magritte seine Pfeife nie gemalt hätte.
und erscheinen im Aussen
Dies hat dazu geführt, dass Menschen sich regelrecht entäussert haben, sie sind Maske und ihre Kostüme geworden, und diese Entwicklung hat sich in den vielleicht letzten 50 Jahren mit unvorstellbarer Geschwindigkeit ausgebreitet. Dem Menschen in die Hand gegeben, entkommt er bloss vermeintlich der prekären Erkenntnis, seinem Leben ausgeliefert zu sein, oder wie es schon Sigmund Freud formuliert hat: der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus. Die Psychoanalyse bezeichnet deshalb das Individuum als Subjekt (von subiectum – hineingeworfen, unterworfen). So spielen die Menschen ihre Rolle, doch wissen sie nichts vom Spiel, sie sind es, ganz nach Epiktet.
Die Medizin will heilen
Auch Sigmund Freud hatte einst grosse Hoffnung gesetzt in die Naturwissenschaften, speziell in die medizinische Forschung, um das psychische Geschehen damit besser verstehen zu können. Er hat es nicht erlebt und wir haben mittlerweile erfahren, dass der Biologismus so überhandgenommen hat, dass dabei das Subjekt, das psychische Geschehen, fast gänzlich verloren gegangen oder in Reagenzien aufgelöst worden ist. Des Patienten Leiden wird zu Algorithmen. – Aber darf er noch leiden?
Und die Psychiatrie, die einst 'Seelenheilkunde' hiess, kennt die Seele nicht mehr.
und wer lenkt?
Ja, Menschen sind in hohem Grade anpassungsfähig. Unterwerfungsangebote nehmen sie unhinterfragt an: Wurden 700 v.u.Z. erste Münzen als 'Zwischentauschmittel' hergestellt, ist das Geld regelrecht verschwunden. Es scheint irgendwie zu existieren, es solle sich vermehren, es wird versendet und 'angelegt', dies rein digital mit Bits und Bytes, unsichtbar und ohne einen Ort, ist so allen unseren Sinnen unzugänglich – virengleich. So wurden gar richtige Bankräuber arbeitslos. Die Banken und mit ihnen die Wirtschaft haben die Macht übernommen und bestimmen der Welten Lauf.
Uns bleiben noch die digitalen Geräte als unsere Spielzeuge. Nur, wir haben noch nicht bemerkt, dass diese schon lägst mit uns spielen.
Einer Masse zugehören
Agamben bezieht sich auf Elias Canetti, der ursprünglich Anthropologe und Ethnologe war und deshalb mit Massen, Gruppen, Ethnien rechnete. Gemeinschaften definieren sich durch 'Gleichheiten', Homogenitäten (auch wenn diese verordnet sind), ihr Versprechen ist Zugehörigkeit und Schutz. Des Menschen Wunsch danach ist, nicht allein, nicht vereinzelt leben zu müssen, wo sonst einem der kalte Wind um die Ohren bliese. Auch eine Liebesbeziehung ist vom Bedürfnis zu verschmelzen geprägt, zurückzukehren in eine Zeit, als das Prekariat des Subjektseins noch nicht hat erlitten werden müssen. Verbildlicht wäre dies die Zeit als Säugling, wo Geborgenheit war und Milch und Honig flossen. Dies jedoch haben wir zwar nie erlebt, weil die psychische Entwicklung erst später dazu fähig gewesen wäre. Aber wir haben den Mangel an Geborgenheit kennengelernt. Und auch die Liebenden, die verschmelzen möchten, werden nie dahin finden, sie begegneten dort beim Anderen sich selbst, ihren eigenen Wünschen und können so ihr Ziel nie erreichen. Der Wunsch zu verschmelzen hat wenigstens überlebt im gehauchten 'ich hab dich zum Fressen gern'.
Eine Masse denkt nicht, dies ist dem Subjekt eigen.
Jede Gemeinschaft, ist verführerisch – sie verspricht, was wir uns so sehnlichst wünschen und deshalb birgt sie Gefahr: in einer Gruppe kann das Gewissen herabgesetzt sein. Die irrige Meinung dabei ist, dass eine Schuld auf alle Mitglieder aufgeteilt werde, der Einzelne dadurch nur einen Bruchteil trüge. So entsteht, oder ist, 'Gruppendruck'. Und so funktionieren Verbrechen in Gruppen oder Banden. Es brauchte eben Mut, als Subjekt in einer Gruppe als einsamer Einzelner 'nein' zu sagen – die Sanktion ist nämlich der Ausschluss.
Ohne Zweifel wäre Demokratie erwünscht, doch sie ist aufwändig, muss erkämpft und erlitten werden – und der Wunsch nach einem Anführer, dem Chef, ist immer gegenwärtig, so dass die Gefahr latent besteht, dass ein Anführer zum Verführer, zum Führer wird. Führer aber sind Abkömmlinge der Vaterfiguren, das zeigt sich doch so unverhüllt wie unbemerkt im Vater Staat. Und das kennen wir alle, aber hören wir es?
Eine Gruppe ist kein Organismus und hat kein Gewissen, keine Moral und keine Seele.
Wie auch Zwei nicht Eins sein können – es kein Wir gibt.
Jacques Derrida hat dies trocken abgetan mit ich bin noch nie einem Wir begegnet.
Und nochmals mit Freud
Dabei wär geboten, zurückzuerobern was uns abhandengekommen ist. Zum Beispiel die Angst. Aber nicht die, die allüberall gehandelt, gar bewirtschaftet wird. Dafür deren Ursache nachzugehen, die dort liegt, wo der Mensch an eine Grenze 'in sich selbst' stösst, an die Grenzen des Verstehens seiner selbst, an das Unheimliche, was vielleicht seine Seele ausmacht. Es ist unbenennbar, ist eine Lücke in uns selber, wo alles sich auflöste. Von da aus schafft der Mensch Religionen, von ihnen an- und aufgenommen und getröstet zu werden. Doch da ist eben auch Freud, ohne Religion und ohne Trost: der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus, und dies ist wahrlich unheimlich.
Es ist in uns und das sind wir auch. Doch weil das schlicht nicht zu verstehen noch zu begreifen ist, machen wir es an äusseren Dingen fest, wo es Angst produzieren kann, an Fremdartigem aussen, an Fremden die uns begegnen, die das Unheimliche, das nicht zu Verstehende im Innen ersetzen, es aber bloss repräsentieren, weil es Gestalt annimmt und so dort bekämpft werden kann.
Wie gegenwärtig das Corona-Virus, das als euphemisches Logo vermeintlich sichtbar ist und Aufmerksamkeit schafft. Es ist wie ein Bote des alles Auflösenden. Und wir tragen es in uns, das Unbekannte, man könnte es den eigene Tod nennen – doch von dem wissen wir gar nichts.
Individualismus, wie vielleicht Agamben meinte, oder missverstanden worden ist, ist nicht bloss sein eigener – er ist genauso des anderen. Erst die Distanz ermöglicht, das Andere des Anderen (im Fremden) zu erkennen und zu respektieren. Wie aber können wir diesen Individualismus zurückgewinnen? Wie können wir mit unserem gekränkten Stolz besser umgehen? Und mit unserer Verletzlichkeit? Mit der uns innewohnenden Traurigkeit? Das sind Aufgaben, die eine Zukunft ermöglichten – als menschliche Wesen.
Dies sollten wir zurückgewinnen und pflegen, dies wär geboten.
Dringend – und jetzt.
Ernst Ammann
neu: