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das Begehren ist immer ein unfreundliches
In der gebotenen Zeitbeschränkung ein paar Gedanken – eher denn Fragen – und vielleicht einige Bilder:
Eigentlich wollt ich einen Text schreiben, doch was sich schreiben will, lässt sich nicht schreiben, ohne dass es sich entstellte dabei, da es ein Ungeschriebenes ist und sein bleiben will, doch wenn es nicht geschrieben, ist es nicht — also muss ich es schreiben dennoch. Und es seiner Reduktion preisgeben.
warum Sprache
Es geht um das Interesse des Psychoanalytikers. Das richtet sich auf das Subjekt, das $, das eigentliche oder radikale – eher gar, oder besser: es richtet sich auf dessen Gründung. Die wiederum ist nie fassbar, die war immer schon und ihr ist nicht zu entkommen. Einzige Ahnung davon ist zu erhaschen dann, wenn das zerfällt – doch nicht mal dann, denn es wird bereits wieder da sein und sprechen und damit davon zeugen, dass es nicht nicht gewesen sei. Und doch! Denn gerade darum spricht es, weil es diese Stummheit gibt, diese Nichtmehrsprache, die es zu übersprechen gilt und die unmöglich zu erreichen ist mit der Sprache und darum unmöglich überhaupt.
das Begehren
Daraufhin zielt auch das Begehren: zu erreichen das Unmögliche, das zu begehren erst und überhaupt dadurch ist, dass es verboten durch ein Gesetz, das den Inzest verbietet. Der eigentliche Inzest – welchen Namen er auch trägt, den kann es jedoch gar nicht geben, als unmöglichen; den Verbotenen bloss, weil er so sprachlich geworden – und somit vermöglicht.
Dieses Wollen, möglichst ohne Rest, sucht in Bildern, bleibt hängen im Vorstellbaren, sucht weiter und weiter, auch nach dem was beschränkt, und je weiter die Suche, desto mehr wird sich zeigen, dass die Vorstellungen, die Bilder selbst den Suchenden in die Irre führen, das Gesuchte verbergen – gar ein hinter ihnen Verborgenes kreieren, ob's das nun gibt oder nicht.
Die vielleicht verlockende Möglichkeit, einen kleinen Schritt weiter zu tun – untauglich und abprallend auch er an den Bildern, obwohl scheinbar hinausführend – dieser kleine Schritt in die ‘Perversionen’, er ist ein 'Denkschritt' zurück, weil sich das Vorgestellte wiederum als Sackgasse enthüllen wird, deren Ende sich – wie alles ‘Gewöhnliche’ auch – dem entgegenstellt was hinausführte, die ein grösseres Geniessen als das unvollständig Mögliche bloss vorgaukelt, gerade damit noch vehementer versperrt, was gewollt sein möcht, und dies im Register des Sexuellen noch mehr festzurrt und noch weniger zu entknoten ist.
Das Begehren, das sich solchermassen artikuliert, ist ein ‘sexuelles’ Begehren, eben ‘zu begehren’, das sich keinen Verweis auf sein verborgenes Wesen gefallen lassen will und muss; es verstellt so das Begehren, wo und wie immer das entschlüsselt werden könnt. Es ist eben die gerngesehene und willkommene Lüge, die vergessen lassen will, dass das Begehren – so es sich zeigte – immer ein ‘unfreundliches’ ist.
Weil das letzte und alles Wollen, das sich vielleicht eben noch als Schatten zu zeigen vermag, eh es entflieht, zu nichten trachtet, aber unsichtbar und stumm ist – und darum nicht weniger und umso mehr am Geschehen wirkt –, ist verkleidet mit dem Mantel der Sprache und der Lust, fordert auf zum Tanz – der nicht mal der letzte gewesen sein wird, weil es einen ersten nie gegeben hat. Das Begehren trachtet nach dem Leben – und wer am Leben bleiben will, muss darunter leiden und es auf sich nehmen.
der Akt
Doch wo ‘zerfällt’ das Subjekt, das $?
Ich nenn es mal den Akt – vielleicht in Anlehnung an Žižek –, ein Ereignis, dem das $ in völliger Hilflosigkeit ausgeliefert ist, von dem die Angst nichts gewusst hat und darum verschwunden ist – oder mit Lacan: die Angst entwickelt sich, in dem sie eine Gefahr sich abzeichnen lässt [also macht!], während es auf der Ebene der letzten Erfahrung der Hilflosigkeit keine Gefahr mehr gibt – oder auch mit Freud: die Hilflosigkeit, in welcher der Mensch in seinem Verhältnis zu sich selbst, das sein eigener Tod ist [...und in der er] von niemandem Hilfe zu erwarten hat.
Der Akt, so verstanden, ist ereignislos, das Nicht-Ereignis schlechthin: der ‘eigentliche Inzest’, der Tod oder andere Namen. In ihm bleibt der seelische Apparat stumm, er fügt sich dem $ zu, ohne durch die Sprache gegangen zu sein, d.h. ohne von einem Symptom verstanden, übersetzt, abgebildet oder ‘gefasst’ werden zu können – er trifft das $ wo es nicht ist, nicht mehr. Der Akt ist die Erfahrung der Kastration, der Bezug zum eigenen Tod – auch bei den sog. Schicksals- oder Aktualneurosen –, er kann nicht wiedererlebt werden, weil er nicht verdrängt werden kann. Auch nicht vergessen: – er wiederholt sich in seinen sprachlichen Überflechtungen, doch nicht mal er, diese sich selber, immerfort. Sie sind in der Lücke, die er aufgezeigt aber nicht ist: die Wiederholung ist immer nur im Text und sucht, wo das $ fort ist, das ist aber in seinem Symptom und durch es gefangen, da – da – da – da und doch wär es eher dazwischen, skandiert in diesem Stakkato – jedoch auch dort verschwunden – ist immerfort fort.
die Deutung
Die Deutung ist kein Akt — aber er vielleicht ihre Wirkung, momenthaft.
Da irgendwo fände sich auch der Sessel, in den der Analytiker, gesetzt hinter die Couch, die Worte an sich vorbeirauschen zu lassen, sie aufzugreifen, wo sie sich an ihm festmachen wollen, um wieder herauszufallen. Die Worte, die Signifikanten, auf denen das $ ‘freudig’ dahingleitet, oder hüpft, gleich einem Kiesel, der über die Wasseroberfläche schiefert – bis er sein Ziel erreicht und zum letzten Mal aufprallt und absäuft; und nicht mehr ist – einige Kreise hinterlassend, doch nur sichtbar jenen, die noch lustvoll hintennach blicken.
Das Symptom ist für das $ konstituierend – wo es zerfällt, fielen die Register auseinander, wenn sich nicht gleichzeitig ein neues Symptom gebildet hätt. Und möglicherweise kann das Lachen bei oder nach einer Deutung auch verstanden werden als: bin da, bin davongekommen – bin wieder, nachdem ich offenbar fort.
der Todestrieb und das Gesetz
Die Psychonalyse hört auf das Sprechen des $, auf dessen Vereinzelung, der es nicht entkommen kann und die nicht aufhebbar ist. In ihm ist der Tod, schon immer – nicht als Gegensatz und nicht entgegensetzbar. Und nicht loszuwerden. Es findet kein ‘Ausserhalb’ und es gibt kein Ausserhalb der Sprache – und keine Metasprache, soll Lacan gesagt haben. Auch dass es keinen Andern des Andern geben solle. So eben ist ‘der Tod im Leben’ – das Leben der Tod, wie Derrida sich ausdrückt. Der Todestrieb ist kein Gegensatz zum Lustprinzip – dieses allein ist und es begegnet keinem Widerspruch – aber es löst dieses ganz Andere in sich aus.
Und Jenseits des Lustprinzips ist kein ‘Jenseits’, es ist im Lustprinzip, durch es ausgelöst, nicht zu erreichen also – einzig durch fantasierte Substitute, den Inzest betreffend. Den eigentlichen finden wir in Grabsteininschriften: Vereint im Tod.
Und so ist auch das Gesetz der Sprache, in der das einzig sein kann – dem Gesetz der Kastration, des Oedipus – das einzige Gesetz. Es löst in sich aus das Nicht-Gesetz: es gibt kein Metagesetz.
in der Gesellschaft
Die Gesellschaft kann nicht die Summe der ihr zugehörenden Einzelnen, der Vereinzelten sein. Sie ist eine Ordnung, durch die sich der Gesellschafts-Organismus am Leben zu erhalten sucht, die Geschäfte und den Tausch am Laufen hält. Die Gesellschaft ist konstituiert durch Gesetze, die das ödipale Gesetz sind, die Sprache.
Das Vereinzelte, das Subjekt, vertritt / repräsentiert in diesem Gesetz das Begehren – oder den Tod – das oder der immer und nur ein subjektiver ist. Das begehrende Subjekt ist in der durch Gesetze konstituierten Gesellschaft, was der Tod in ihm: das Nicht-Gesetz. Wo es auftaucht, zerfällt die Ordnung, wird der Kreislauf gestört. Ob's es beisst oder sticht – das hat keinen Platz. Es begrenzt, wie das Spiel das Funktionieren der Maschine, wie der Tanz den Fortschritt, wie die Poesie den Datentransfer. Und vielleicht wie der Traum den Alltag. Es ist darin Ausfall oder Abfall, wird recykliert und wiederverwertet, oder entsorgt, zu sehen an den immensen Bemühungen, diese Irritationen zu eliminieren: Isolieren, bestrafen, der Ordnung wieder zuführen – bis hin zu den Rasereien, sie in einem vermeintlichen Aussen zu vernichten. Als ob der eigene Tod getötet werden könnt.
Es gibt auch, den Symptomen ähnlich, die sublimeren Methoden: das Subjekt wird bezeichnet, z.B. als krank diagnostiziert, dann der Heilung zugeführt; als asozial, dann resozialisiert; es wird ihm mit grossem Aufwand ein eingekapselter Raum zur Verfügung gestellt, dort verwaltet; usw., usw.
Oder mittels Wissen und Forschung, mit Bezeichnungen und Begriffen wird jeder Rest gefasst, mit Worten jede Lücke geschlossen, in der das auftauchen könnt und sprechend zeugen würde von seinem Begehren. Wo eine Lücke ist, steht dann ‘die Leehre’, wo nichts ist ‘das Nichts’. Die Sprache der ‘Wissenschaft’ begeht den Inzest, wohl auf seiner Kehrseite, und ohne zu wissen.
Das ist für die Ordnung eine Nulldivision, vor der doch der dümmste Computer kapituliert – die gilt es zu vermeiden. Auch hier usw., usw.
Antigone
Und da es schick ist, beim Reden über das Gesetz, die Antigone zu bemühen, so schick ich mich eben drein:
Antigone beruft sich auf kein ‘übergeordnetes’ Gesetz, kein Super- oder Metagesetz. Sie beruft sich auf ihre Subjekthaftigkeit, die ist ihr Begehren, macht ihre Vereinzelung, und sie kann nicht ablassen davon – doch das kann innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung nur das Ungesetz sein, eine Gesetzlosigkeit. Daraus kann sie nicht entkommen. Sie bemüht sich zwar zu argumentieren, gerät m.E. in einen eigentlichen Argumentationsnotstand – doch bleibt sie schlussendlich im Hölderlinschen Darum hängen. Es gibt keine Argumente, mit denen das Begehren rechtfertigt werden könnte – es ist, bloss und so einfach wie der Tod. Und lässt sich nicht sagen.
Wer das Begehren vertritt – das ein unfreundliches ist –, dem werden die Unfreundlichkeiten von aussen begegnen.
der Psychoanalytiker
Und wer Psychoanalyse ‘betreibt’ – und wer betriebe sie nicht darum – oder mit Hölderlin: aber aus blossem Verstand ist nie verständiges, aus blosser Vernunft nie vernünftiges gekommen – und wer damit das Begehren vertritt, der steht in einer gesellschaftlichen Lücke. Und begegnet so den Unfreundlichkeiten. Sie wissen alle um den Argumentationsnotstand, in den Sie geraten, wenn Sie der Aufforderung Folge leisten, ihr Tun rechtfertigen zu wollen. Ihre Argumente sind dann immer schon die der andern – wie es Freud bereits in der Laienanalyse beklagt.
Sind Sie in ihrem Kampf um Anerkennung erfolgreich und wird der Psychoanalyse ein Platz gestattet, wird sie vermöglicht. Und der Analytiker damit – oder er fällt wieder in eine Lücke.
Doch wie ‘agieren’, wenn nicht zu berufen ist sich auf irgendetwas? Oder nur mit einem ganz unheldenhaften
Darum
An Stelle eines Abschlusses ein paar Bilder, etwas laienhaft zusammengestellt, aus einem Ihnen sicherlich bekannten Film (Ausschnitte aus Modern Times).
Eigentlich wollt ich einen Text schreiben, doch was sich schreiben will, lässt sich nicht schreiben, ohne dass es sich entstellte dabei, da es ein Ungeschriebenes ist und sein bleiben will, doch wenn es nicht geschrieben, ist es nicht — also muss ich es schreiben dennoch. Und es seiner Reduktion preisgeben.
warum Sprache
Es geht um das Interesse des Psychoanalytikers. Das richtet sich auf das Subjekt, das $, das eigentliche oder radikale – eher gar, oder besser: es richtet sich auf dessen Gründung. Die wiederum ist nie fassbar, die war immer schon und ihr ist nicht zu entkommen. Einzige Ahnung davon ist zu erhaschen dann, wenn das zerfällt – doch nicht mal dann, denn es wird bereits wieder da sein und sprechen und damit davon zeugen, dass es nicht nicht gewesen sei. Und doch! Denn gerade darum spricht es, weil es diese Stummheit gibt, diese Nichtmehrsprache, die es zu übersprechen gilt und die unmöglich zu erreichen ist mit der Sprache und darum unmöglich überhaupt.
das Begehren
Daraufhin zielt auch das Begehren: zu erreichen das Unmögliche, das zu begehren erst und überhaupt dadurch ist, dass es verboten durch ein Gesetz, das den Inzest verbietet. Der eigentliche Inzest – welchen Namen er auch trägt, den kann es jedoch gar nicht geben, als unmöglichen; den Verbotenen bloss, weil er so sprachlich geworden – und somit vermöglicht.
Dieses Wollen, möglichst ohne Rest, sucht in Bildern, bleibt hängen im Vorstellbaren, sucht weiter und weiter, auch nach dem was beschränkt, und je weiter die Suche, desto mehr wird sich zeigen, dass die Vorstellungen, die Bilder selbst den Suchenden in die Irre führen, das Gesuchte verbergen – gar ein hinter ihnen Verborgenes kreieren, ob's das nun gibt oder nicht.
Die vielleicht verlockende Möglichkeit, einen kleinen Schritt weiter zu tun – untauglich und abprallend auch er an den Bildern, obwohl scheinbar hinausführend – dieser kleine Schritt in die ‘Perversionen’, er ist ein 'Denkschritt' zurück, weil sich das Vorgestellte wiederum als Sackgasse enthüllen wird, deren Ende sich – wie alles ‘Gewöhnliche’ auch – dem entgegenstellt was hinausführte, die ein grösseres Geniessen als das unvollständig Mögliche bloss vorgaukelt, gerade damit noch vehementer versperrt, was gewollt sein möcht, und dies im Register des Sexuellen noch mehr festzurrt und noch weniger zu entknoten ist.
Das Begehren, das sich solchermassen artikuliert, ist ein ‘sexuelles’ Begehren, eben ‘zu begehren’, das sich keinen Verweis auf sein verborgenes Wesen gefallen lassen will und muss; es verstellt so das Begehren, wo und wie immer das entschlüsselt werden könnt. Es ist eben die gerngesehene und willkommene Lüge, die vergessen lassen will, dass das Begehren – so es sich zeigte – immer ein ‘unfreundliches’ ist.
Weil das letzte und alles Wollen, das sich vielleicht eben noch als Schatten zu zeigen vermag, eh es entflieht, zu nichten trachtet, aber unsichtbar und stumm ist – und darum nicht weniger und umso mehr am Geschehen wirkt –, ist verkleidet mit dem Mantel der Sprache und der Lust, fordert auf zum Tanz – der nicht mal der letzte gewesen sein wird, weil es einen ersten nie gegeben hat. Das Begehren trachtet nach dem Leben – und wer am Leben bleiben will, muss darunter leiden und es auf sich nehmen.
der Akt
Doch wo ‘zerfällt’ das Subjekt, das $?
Ich nenn es mal den Akt – vielleicht in Anlehnung an Žižek –, ein Ereignis, dem das $ in völliger Hilflosigkeit ausgeliefert ist, von dem die Angst nichts gewusst hat und darum verschwunden ist – oder mit Lacan: die Angst entwickelt sich, in dem sie eine Gefahr sich abzeichnen lässt [also macht!], während es auf der Ebene der letzten Erfahrung der Hilflosigkeit keine Gefahr mehr gibt – oder auch mit Freud: die Hilflosigkeit, in welcher der Mensch in seinem Verhältnis zu sich selbst, das sein eigener Tod ist [...und in der er] von niemandem Hilfe zu erwarten hat.
Der Akt, so verstanden, ist ereignislos, das Nicht-Ereignis schlechthin: der ‘eigentliche Inzest’, der Tod oder andere Namen. In ihm bleibt der seelische Apparat stumm, er fügt sich dem $ zu, ohne durch die Sprache gegangen zu sein, d.h. ohne von einem Symptom verstanden, übersetzt, abgebildet oder ‘gefasst’ werden zu können – er trifft das $ wo es nicht ist, nicht mehr. Der Akt ist die Erfahrung der Kastration, der Bezug zum eigenen Tod – auch bei den sog. Schicksals- oder Aktualneurosen –, er kann nicht wiedererlebt werden, weil er nicht verdrängt werden kann. Auch nicht vergessen: – er wiederholt sich in seinen sprachlichen Überflechtungen, doch nicht mal er, diese sich selber, immerfort. Sie sind in der Lücke, die er aufgezeigt aber nicht ist: die Wiederholung ist immer nur im Text und sucht, wo das $ fort ist, das ist aber in seinem Symptom und durch es gefangen, da – da – da – da und doch wär es eher dazwischen, skandiert in diesem Stakkato – jedoch auch dort verschwunden – ist immerfort fort.
die Deutung
Die Deutung ist kein Akt — aber er vielleicht ihre Wirkung, momenthaft.
Da irgendwo fände sich auch der Sessel, in den der Analytiker, gesetzt hinter die Couch, die Worte an sich vorbeirauschen zu lassen, sie aufzugreifen, wo sie sich an ihm festmachen wollen, um wieder herauszufallen. Die Worte, die Signifikanten, auf denen das $ ‘freudig’ dahingleitet, oder hüpft, gleich einem Kiesel, der über die Wasseroberfläche schiefert – bis er sein Ziel erreicht und zum letzten Mal aufprallt und absäuft; und nicht mehr ist – einige Kreise hinterlassend, doch nur sichtbar jenen, die noch lustvoll hintennach blicken.
Das Symptom ist für das $ konstituierend – wo es zerfällt, fielen die Register auseinander, wenn sich nicht gleichzeitig ein neues Symptom gebildet hätt. Und möglicherweise kann das Lachen bei oder nach einer Deutung auch verstanden werden als: bin da, bin davongekommen – bin wieder, nachdem ich offenbar fort.
der Todestrieb und das Gesetz
Die Psychonalyse hört auf das Sprechen des $, auf dessen Vereinzelung, der es nicht entkommen kann und die nicht aufhebbar ist. In ihm ist der Tod, schon immer – nicht als Gegensatz und nicht entgegensetzbar. Und nicht loszuwerden. Es findet kein ‘Ausserhalb’ und es gibt kein Ausserhalb der Sprache – und keine Metasprache, soll Lacan gesagt haben. Auch dass es keinen Andern des Andern geben solle. So eben ist ‘der Tod im Leben’ – das Leben der Tod, wie Derrida sich ausdrückt. Der Todestrieb ist kein Gegensatz zum Lustprinzip – dieses allein ist und es begegnet keinem Widerspruch – aber es löst dieses ganz Andere in sich aus.
Und Jenseits des Lustprinzips ist kein ‘Jenseits’, es ist im Lustprinzip, durch es ausgelöst, nicht zu erreichen also – einzig durch fantasierte Substitute, den Inzest betreffend. Den eigentlichen finden wir in Grabsteininschriften: Vereint im Tod.
Und so ist auch das Gesetz der Sprache, in der das einzig sein kann – dem Gesetz der Kastration, des Oedipus – das einzige Gesetz. Es löst in sich aus das Nicht-Gesetz: es gibt kein Metagesetz.
in der Gesellschaft
Die Gesellschaft kann nicht die Summe der ihr zugehörenden Einzelnen, der Vereinzelten sein. Sie ist eine Ordnung, durch die sich der Gesellschafts-Organismus am Leben zu erhalten sucht, die Geschäfte und den Tausch am Laufen hält. Die Gesellschaft ist konstituiert durch Gesetze, die das ödipale Gesetz sind, die Sprache.
Das Vereinzelte, das Subjekt, vertritt / repräsentiert in diesem Gesetz das Begehren – oder den Tod – das oder der immer und nur ein subjektiver ist. Das begehrende Subjekt ist in der durch Gesetze konstituierten Gesellschaft, was der Tod in ihm: das Nicht-Gesetz. Wo es auftaucht, zerfällt die Ordnung, wird der Kreislauf gestört. Ob's es beisst oder sticht – das hat keinen Platz. Es begrenzt, wie das Spiel das Funktionieren der Maschine, wie der Tanz den Fortschritt, wie die Poesie den Datentransfer. Und vielleicht wie der Traum den Alltag. Es ist darin Ausfall oder Abfall, wird recykliert und wiederverwertet, oder entsorgt, zu sehen an den immensen Bemühungen, diese Irritationen zu eliminieren: Isolieren, bestrafen, der Ordnung wieder zuführen – bis hin zu den Rasereien, sie in einem vermeintlichen Aussen zu vernichten. Als ob der eigene Tod getötet werden könnt.
Es gibt auch, den Symptomen ähnlich, die sublimeren Methoden: das Subjekt wird bezeichnet, z.B. als krank diagnostiziert, dann der Heilung zugeführt; als asozial, dann resozialisiert; es wird ihm mit grossem Aufwand ein eingekapselter Raum zur Verfügung gestellt, dort verwaltet; usw., usw.
Oder mittels Wissen und Forschung, mit Bezeichnungen und Begriffen wird jeder Rest gefasst, mit Worten jede Lücke geschlossen, in der das auftauchen könnt und sprechend zeugen würde von seinem Begehren. Wo eine Lücke ist, steht dann ‘die Leehre’, wo nichts ist ‘das Nichts’. Die Sprache der ‘Wissenschaft’ begeht den Inzest, wohl auf seiner Kehrseite, und ohne zu wissen.
Das ist für die Ordnung eine Nulldivision, vor der doch der dümmste Computer kapituliert – die gilt es zu vermeiden. Auch hier usw., usw.
Antigone
Und da es schick ist, beim Reden über das Gesetz, die Antigone zu bemühen, so schick ich mich eben drein:
Antigone beruft sich auf kein ‘übergeordnetes’ Gesetz, kein Super- oder Metagesetz. Sie beruft sich auf ihre Subjekthaftigkeit, die ist ihr Begehren, macht ihre Vereinzelung, und sie kann nicht ablassen davon – doch das kann innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung nur das Ungesetz sein, eine Gesetzlosigkeit. Daraus kann sie nicht entkommen. Sie bemüht sich zwar zu argumentieren, gerät m.E. in einen eigentlichen Argumentationsnotstand – doch bleibt sie schlussendlich im Hölderlinschen Darum hängen. Es gibt keine Argumente, mit denen das Begehren rechtfertigt werden könnte – es ist, bloss und so einfach wie der Tod. Und lässt sich nicht sagen.
Wer das Begehren vertritt – das ein unfreundliches ist –, dem werden die Unfreundlichkeiten von aussen begegnen.
der Psychoanalytiker
Und wer Psychoanalyse ‘betreibt’ – und wer betriebe sie nicht darum – oder mit Hölderlin: aber aus blossem Verstand ist nie verständiges, aus blosser Vernunft nie vernünftiges gekommen – und wer damit das Begehren vertritt, der steht in einer gesellschaftlichen Lücke. Und begegnet so den Unfreundlichkeiten. Sie wissen alle um den Argumentationsnotstand, in den Sie geraten, wenn Sie der Aufforderung Folge leisten, ihr Tun rechtfertigen zu wollen. Ihre Argumente sind dann immer schon die der andern – wie es Freud bereits in der Laienanalyse beklagt.
Sind Sie in ihrem Kampf um Anerkennung erfolgreich und wird der Psychoanalyse ein Platz gestattet, wird sie vermöglicht. Und der Analytiker damit – oder er fällt wieder in eine Lücke.
Doch wie ‘agieren’, wenn nicht zu berufen ist sich auf irgendetwas? Oder nur mit einem ganz unheldenhaften
Darum
An Stelle eines Abschlusses ein paar Bilder, etwas laienhaft zusammengestellt, aus einem Ihnen sicherlich bekannten Film (Ausschnitte aus Modern Times).