Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen zu meiner Praxis, ebenso was Psychoanalyse ist – ebenso auch was sie nicht ist. Ihr Begründer Sigmund Freud war einst Neurologe und hat in diesem Fach geforscht, vor allem auf dem Gebiet der Hysterie. Mit der Zeit ist er den Naturwissenschaften abtrünnig geworden und einen neu entdeckten Weg gegangen. Mitverantwortlich dafür war eine Patientin, Bertha Pappenheim (in Freuds Schriften Anna O.), die Freud selber als die eigentliche Entdeckerin der Psychoanalyse bezeichnete und die von einer ‘talkig cure’ gesprochen hatte. Schon zu ihren Anfängen stand die Psychoanalyse in der Kritik – und sie ist es zum Teil bis heute geblieben. So wurde Freud lange Zeit von den universitären Lehrern wie ein Abtrünniger behandelt und seine Ideen wurden abgelehnt. Immer noch wird ihr skeptisch begegnet, denn sie bezieht sich auf den Menschen als Subjekt: Dies ist nicht das umgangssprachliche Individuum, es ist das Individuum, das ein Unbewusstes hat, das ist ein Wissen, das es selbst nicht weiss, aber das wirkt. Dieses Subjekt ist per se widerständig und ist messen, wägen und Apparaten überhaupt unzugänglich. Und damit weder beherrschbar noch zu bezähmen.
So hat Freud denn zum Abschluss seiner ersten grossen Veröffentli- chung – Die Traumdeutung (1900) – das Motto mitgegeben:
Flectere si nequero superos, Acheronta movebo – dt.: Kann ich die höheren Mächte nicht beugen, bewege ich [ihnen] doch die Unterwelt. (Vergil, Äneis)
Mag Sigmund Freud vordergründig damit das Bewegen des Unbe-wussten gegen das mächtige (?) Bewusste gemeinthaben, so sicher genauso auch die Mächtigen in Gesellschaft und Politik. Dies ist gegenwärtig so aktuell, als wie es auch vonnöten wär.
Der Psychoanalyse wird einerseits ablehnend begegnet, als überholt, widerlegt, veraltet – doch gleichzeitig wird sie gefleddert an Begriffen und Erkenntnissen, die oft entstellt worden sind. Dies geschieht vielleicht, weil sie den gegenwärtigen Denkweisen angepasst werden müssten, in denen Praktikabilität sein muss, Handhabbarkeit, einfügbar zu Lehre und Wissen. Sie soll planbar sein, anwendbar in einer ‘Kur’. Und vor allem effizient – wofür? (Doch wohl rentabel)
So wird sie oft benutzt wie auch als überwunden entwertet. Dennoch ranken sich fast mystische Vorstellungen über eine Analyse, ebenso unheimlich als auch heimlich bewundert. Denn es geht dabei um den jeweils Einzelnen, den ganz Privaten – der jeder Mensch ist. Und davon weiss. Heimlich–unheimlich.
– Zu den Inhalten dieser Seiten
Ein erstes Anliegen ist sicher, zum besseren Verständnis der Psychoanalyse beizutragen – so auch in dem Sinne, den vielfältigsten Entstellungen und Verzerrungen entgegenzutreten – sie also wieder zu entdecken. Die gegenwärtige Geschäftigkeit hat dazu wenig Platz und Zeit gelassen, Wahrheiten zu suchen (und zu verfehlen), immer alles zu wissen ganz nach Goethe: denn eben wo Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein... oder mit den schlichten Worten Pestallozzis, der selbiges mit Maulbrauchen bezeichnet hat. Das psychoanalytische Denken folgt nicht festgelegten Begrifflichkeiten oder Plänen. Es muss ständig auf Überraschungen gefasst sein, auf Unwägbares. Die Psyche eines Menschen ist verschlungen, sie ist in Bewegung, fliesst, wirft Fragen auf – und entwischt immer wieder...
Nebst verschiedenen Texten soll eine kleine Sammlung von Schriftstücken aus den erwähnten 'Nachbarschaften' entstehen können, zu versuchen, diese Denkweisen nebenbeinander zu stellen, sie sich nähern zu lassen, einen Austausch zu ermöglichen – nicht zuletzt unter den Lesern.